Naturbaustoffe und Klimaschutz

Durch die zunehmende Industrialisierung immer weiterer Lebensbereiche und die steigende Verfügbarkeit fossiler Energieträger – vor allem Erdöl und -gas – hat sich das Bauwesen ab der zweiten Hälfte des 20. Jhdts radikal gewandelt. Während vorindustrielle Bauten der einfachen Bevölkerung aller Kulturen aus den lokal verfügbaren Ressourcen (Holz, Kalk, Stein, Lehm und Faserstoffe) und mit großem Eigenanteil errichtet wurden, sind heutige Gebäude das Produkt vielfältiger industrieller Prozesse und erweisen sich als hochkomplexe Systeme.

Die flächendeckende Verwendung von Baustoffen, deren Herstellung große Mengen an Energie benötigt, war und ist nur wirtschaftlich, solange einer Gesellschaft ausreichend günstige Energie zur Verfügung steht.

Nicht zuletzt durch die Klimakrise wird der überfällige Ausstieg aus fossilen Energieträgern zu einem immer drängenderen Problem unserer Zeit. In diesem Kontext wird gesellschaftlich viel über Energie- und Verkehrswende, jedoch zu wenig über die Bauwende diskutiert. Wir stellen uns die Frage: 

"Wie wird sich das Bauwesen entwickeln, wenn Energie und Treibhausgas- Emissionen durch die anstehende Transformation teurer werden?"

Die Umwelt- und Klimaschädlichkeit von Baustoffen wie Stahlbeton und petrochemischer Verbundstoffe rückt immer mehr ins allgemeine Bewusstsein, doch auch die vermeintlich als ökologische Alternative gehandelten (Fertig-) Häuser auf Grundlage der Holzrahmenbauweise sollte langfristig hinterfragt werden. Die aktuelle Herstellungsweise für Fertighäuser in Holzrahmenbauweise besteht vom Bausystem her aus einer langen industriellen Wertschöpfungskette und soll hier beispielhaft beschrieben werden:

 

  • Beim verwendeten Holz handelt es sich um KVH-Balken, die zur Herstellung zugesägt, verleimt, getrocknet, gehobelt und anschließend zur Feuchteregulierung in Kunststoff eingeschweißt werden.
  • Die KVH-Hölzer werden angeliefert und in einem großen CNC-Abbundsystem zugeschnitten und anschließend zu Wandelementen zusammengesetzt, wofür große Produktionshallen erforderlich sind.
  • Anschließend müssen die erstellten Rahmenwände vollflächig mit OSB-Platten (auch diese weisen eine lange Produktionskette auf) abgeschraubt werden, um die statische Aussteifung und Dampfbremswirkung der Wand zu erreichen.
  • Dann werden die Wände ausgedämmt (hier stehen verschiedene ökologische Dämmstoffe zur Verfügung) und innen mit Gipskartonplatten für den Innenausbau beplankt. Diese Gipskartonplatten enthalten vornehmlich REA-Gips aus der Rauchgasentschwefelung von Kohlekraftwerken.
  • Im Anschluss werden die Wände zur Baustelle transportiert und dort auf die vorbereiteten Stahlbeton-Fundamente (Bodenplatte) montiert.

Diese Art der Produktion verlangt nach einer langen funktionierenden industriellen Wertschöpfungskette von einem gut ausgebauten Fernstraßennetz, günstigen Transporten, günstiger elektrischer Prozessenergie, Hightechindustrie zur Herstellung und Wartung der CNC-Anlage bis hin zu großen Werkhallen aus Stahl und Beton.

Wir setzen mit dem Naturdorf Bärnau an diesen Prozessketten an und fragen:

"Wird handwerkliches Bauen mit lokalen Ressourcen in Zeiten schwindender Energieverfügbarkeit und erhöhter Preise wieder wirtschaftlich?"